Polditzer Orgelverein

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Passionskonzert – Virtuosi Saxoniae, Ludwig Güttler, Romy Petrick, Stephanie Atanasov

Sonderkonzert
  • Date: 27. März 2018
  • Time: 19:30
  • Location: Kirche Polditz

Konzertante Vokalmusik zur Passionszeit

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Reservierungen und Vorverkauf von Eintrittskarten für Mittel- und Hinterschiff, 1. Empore oder Orgelbrüstung unter polditzerorgelverein@gmx.de möglich.

An der Abendkasse 18.30 Uhr.

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Programm:

Georg Philipp Telemann (1681-1767)
„Weiche, Lust und Fröhlichkeit“, Passionskantate für Sopran, Streicher und Basso continuo TVWV 1:1536

Jan Dismas Zelenka (1679-1745)
„Christe eleison“ in e-Moll für Alt, zwei Violinen, Viola und Basso continuo

Michael Haydn (1737-1806)
Aria de Passione Domini et Adventu für Sopran, zwei Violinen, Basso continuo und obligate Orgel MH 131

(Pause)

Giovanni Battista Pergolesi (1710-1736)
„Stabat Mater“ für Sopran, Alt, Streicher und Basso continuo

 

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Konzertante Vokalmusik zur Passionszeit

Barocke Vokalwerke stehen auf dem Programm mit Romy Petrick (Sopran), Stephanie Atanasov (Alt) und dem Solistenensemble Virtuosi Saxoniae, das am Dienstag der Karwoche in der Kirche Altleisnig zu Polditz zu hören ist. Das Konzert unter Leitung von Ludwig Güttler spannt einen historischen Bogen von Jan Dismas Zelenka bis Michael Haydn.

Jan Dismas Zelenka hinterließ ein Schaffen von singulärer kompositorischer Qualität. Der Böhme war in Dresden als Violonist der Hofkapelle, später als Komponist, Vizekapellmeister der katholischen Hofkirchenmusik, schließlich als „Kirchen-Compositeur“ angestellt. Seine großartigen Sakralwerke belegen, dass er dem erstrebten Posten des Hofkapellmeisters allemal gewachsen gewesen wäre. Die Wertschätzung renommierter Zeitgenossen wie Bach und Telemann spricht ebenso dafür. Zelenkas Vertonung des „Christe eleison“ („Christus, erbarme dich“) für Alt, zwei Violinen, Viola und Basso continuo, Teil einer Messe, steht exemplarisch für die großartige melodische Erfindung des „Böhmischen Bach“.

In der Passionskantate lässt Georg Philipp Telemann neben Solosopran eine konzertierende Viola reizvoll hervortreten. Das fünfsätzige Werk entstand in Telemanns Frankfurter Zeit. Dort ernannte man den gebürtigen Magdeburger im Februar 1712 zum städtischen Musikdirektor und zum Kapellmeister mehrere Kirchen. Dabei komponierte er unentwegt, vollendete seine in Eisenach begonnenen Kantatenjahrgänge und komponierte fünf weitere. Kaum ein Komponist der Musikgeschichte erreichte die Produktivität Telemanns, der seinerzeit berühmter war als Bach. Ihm brachte es nachher das abwertende Etikett des „Vielschreibers“ ein. Doch die Rehabilitation ist im Gange, zunehmend auch seiner Vokalmusik.

Johann Michael Haydn, wie sein besser bekannter Bruder Joseph Haydn, wurde früh musikalisch geprägt als Sängerknabe am Stephansdom in Wien. Als Nachfolger Mozarts wirkte er in Salzburg als Organist an der Dreifaltigkeitskirche und verantwortete zuletzt auch die Dommusik. In den 43 Jahren seines Wirkens komponierte Haydn Hunderte sakrale und weltliche Werke. Vokalmusik spielte keine dominante, aber auch keine unwichtige Rolle in seinem Schaffen. Ludwig Güttler wählte für dieses Passionsprogramm die wunderbare Aria de Passione Domini et Adventu („Ihr Himmel taut herab“) für Sopran, zwei Violinen, Basso continuo und obligate Orgel.

Die Verse des „Stabat Mater“ („Stand die Mutter schmerzversunken“, die von den Schmerzen der Gottesmutter Maria angesichts ihres gekreuzigten Sohnes erzählen, könnten auf Jacopone de Todi zurückgehen. Der Franziskanermönch, der im 13. Jahrhundert lebte, konnte nicht wissen, dass dieses für private Andachten geschaffene Reimgebet später als Sequenz dem Messgottesdienst zum „Fest der sieben Schmerzen Mariä“ zugeordnet und vielfach in Musik gesetzt werden würde. Zu den schönsten und besonders ergreifenden barocken Vertonungen, ja der abendländischen Musikgeschichte überhaupt, gehört jene des Neapolitaners Giovanni Battista Pergolesi. Jean-Jaques Rousseau nannte Pergolesis Musik in ihrer melodischen Anmut und einfachen Harmonik „Sprache des Herzens“. Bald nach seiner Entstehung erklang das Werk europaweit und wurde ein sensationeller Erfolg. Bach parodierte Material daraus. Pergolesis „Stabat Mater“ bildet hier Abschluss und Höhepunkt des Programms.

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Ausführende:

Romy Petrick (Sopran)
Stephanie Atanasov (Alt)

Solistenensemble Virtuosi Saxoniae:
Roland Straumer, Violine
Johanna Mittag, Violine
Volker Dietzsch, Violine
Heinz-Dieter Richter, Violine
Frank Other, Violine
Matthias Wessel, Violine
Andreas Schreiber, Viola
Winfried Berger, Viola

Basso continuo:
Friedwart Dittmann, Violoncello
Bernd Haubold, Kontrabass
Friedrich Kircheis, Orgel

Leitung: Ludwig Güttler

 

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Solistenensemble Virtuosi Saxoniae

So, wie das Kammerorchester Virtuosi Saxoniae auf der einen Seite – dank Verstärkung durch weitere Mitglieder der Sächsischen Staatskapelle Dresden — gelegentlich auch groß besetzte Werke etwa von Beethoven oder Mendelssohn aufführt, tritt es auf der anderen Seite auch als Solistenensemble in Erscheinung. In einer einfachen Streicherbesetzung plus Flöte, Oboe oder Trompete bzw. Corno da caccia ist eine spezifische Interpretation klein besetzter Werke möglich — sei es ein Cembalo- oder ein Flötenkonzert, ein Trompetenkonzert oder eine Kantate. Die Liste reicht hin bis zu Kompositionen wie dem Kanon von Pachelbel oder anderen von Ludwig Güttler „ausgegrabenen“ Kostbarkeiten für eben diese Besetzung. Das ohnehin breit gefächerte Repertoire der Virtuosi Saxoniae erfährt so eine weitere Bereicherung.

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Stephanie Atanasov

Die gebürtige Wienerin, Jahrgang 1983, studierte an der Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien. Derzeit wird sie von Christa Ludwig und Elisabeth Wilke unterrichtet. Die Mezzosopranistin ist Preisträgerin verschiedener Wettbewerbe, zuletzt der Competizione dell’Opera 2008 in Dresden. Von 2005 bis 2006 war sie Mitglied des Jungen Ensemble der Semperoper Dresden.

Von 2006 bis 2012 war sie festes Ensemblemitglied der Semperoper, wo sie u.a. als Cherubino (Mozart „Le nozze di Figaro“), Hänsel (Humperdinck „Hänsel und Gretel“), Valencienne (Lehár „Die lustige Witwe“) und Dorabella (Mozart „Così fan tutte“) zu sehen war. 2008 debütierte sie bei den Salzburger Festspielen als 2. Waldnymphe in Dvořáks „Rusalka«“, es folgte ihr Rollendebüt als Octavian (Strauss „Der Rosenkavalier“) in Kiel. Weiters führten sie Gastspiele als Rosina (Rossini „Il barbiere di Siviglia“) ans Theater Bremen, Octavian an die Deutsche Oper Berlin, Marguerite (Berlioz „La damnation de Faust“) zum Wiener Musikverein, Cherubino an die Staatsoper Unter den Linden Berlin sowie erneut zu den Salzburger Festspielen, wo sie zur Eröffnung in Mozarts c-Moll-Messe und als 3. Magd in Strauss‘ „Elektra“ zu hören war.

In der Spielzeit 2010/11 gab sie an der Semperoper ihre Rollendebüts als Sesto Pompeo (Händel „Giulio Cesare in Egitto“), Dido (Purcell „Dido and Aeneas“) und Smeton (Donizetti „Anna Bolena“).

Sie war in der Spielzeit 2013/14 an der Staatsoper Berlin als Ramiro (Mozart, „La Finta Giardiniera) in einer Neuproduktion von Hans Neuenfels, sowie als Rosina zu sehen. Es folgte ihr Debüt an der Hamburgischen Staatsoper, als Zerlina unter der musikalischen Leitung von Stefan Soltesz. Im Mai 2014 gab sie ihr Rollendebüt als Komponist in Strauss’ »Ariadne auf Naxos« an der Oper Kiel.

Sie war im April 2015 erneut zu Gast an der Staatsoper Berlin, in der Rolle des Heswin (Telemann, „Emma und Eginhard“) unter der musikalischen Leitung von René Jacobs. Im Mai 2015 übernahm sie die Partie des Rosenkavaliers am Tokyo New National Theatre.
Im November 2016 war sie in Beethovens „Missa Solemnis“ in Stuttgart zu hören, sowie als Annio (Mozart, „La Clemnza di Tito“) an der Staatsoper Hannover.
In der kommenden Spielzeit wird sie erneut am New National Theatre Tokyo zu hören sein, in der Rolle des Orlofsky.

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Romy Patrick

Die Sopranistin Romy Petrick gehörte von 2009 bis 2015 zum Solistenensemble der Sächsischen Staatsoper Dresden, wo sie bereits im Mai 2008 im hohen Koloraturfach als Amelia in der Uraufführung „La grande magia“ von Manfred Trojahn debütierte.Zu ihren Partien zählen u. a. Blonde (Die Entführung aus dem Serail), Gretel (Hänsel und Gretel), Waldvogel (Siegfried), Musetta (La Bohème), Adele (Die Fledermaus), Nanetta (Falstaff), Fiakermilli (Arabella), Susanna (Le nozze di Figaro) und Zerbinetta (Ariadne auf Naxos). Als Blonde gastierte sie am Staatstheater Karlsruhe, am Deutschen Nationaltheater Weimar und am Theater Erfurt, wo sie in der Spielzeit 2015/16 die Gilda in Verdis Rigoletto verkörperte. Im Sommer 2015 war sie als Ännchen bei den Domstufenfestspielen Erfurt zu erleben. Im Dezember 2011 gab sie ihr Debüt an De Nederlandse Opera Amsterdam als „Hermione“ in der Uraufführung „Orest“ von Manfred Trojahn; eine Rolle, die sie auch in der deutschen Erstaufführung 2013 am Staatstheater Hannover sang. Im März 2013 gastierte sie mit Wagners Wesendonck Liedern beim Korean Symphony Orchestra in Seoul.
Sie arbeitete mit Dirigenten wie Christian Thielemann, Jonathon Darlington, Marc Albrecht, Eric Nielsen und Asher Fisch zusammen.   Die gebürtige Bautznerin (Sachsen) studierte von 1999 bis 2007 an der Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ Dresden bei Christiane Hossfeld Gesang und schloss ihr Solistenexamen „Mit Auszeichnung“ ab. Sie war Studentin der Liedklasse von Olaf Bär und absolvierte ein Ergänzungsstudium an der Schola Cantorum Basiliensis bei Andreas Scholl. Meisterkurse führten sie u.a. zu Sylvia Geszty (Wien), Margreet Honig (Amsterdam) und Wolfram Rieger (Berlin). 2006 erhielt sie das „Carl Maria von Weber-Stipendium“ der Stadt Dresden und sie ist Preisträgerin des „Cantilena“-Gesangswettbewerbes Bayreuth.
Bereits während des Studiums wirkte sie in zahlreichen Opernprojekten mit (z.B. Sopranpartie in der deutschen  Erstaufführung „Mini-Stories“ von Halflidi Hallgrimmsson an der Kleinen Szene der Semperoper Dresden, „Servilia“ in „La clemenza di Tito“ am Hans-Otto Theater Potsdam) und widmete sich der Aufführung und Aufnahme der modernen sorbischen Musik.Neben dem Gesangsstudium studierte sie an der TU Dresden Musikwissenschaft und Philosophie und promovierte 2010 zum Thema „Das bürgerliche Musik- und Theaterleben Dresdens im 18. Jahrhundert“. Von ihr erschienen mehrere Publikationen zur Dresdner Musikgeschichte.
Von 2006 bis 2008 war sie Ensemblemitglied der Landesbühnen Sachsen Radebeul, wo sie in zahlreichen Partien zu erleben war: Olympia (Hoffmanns Erzählungen), Despina (Cosi fan tutte), Gretel (Hänsel und Gretel), Ännchen (Der Freischütz), Bronislawa (Der Bettelstudent) und Norina (Don Pasquale).
An der Sächsischen Staatsoper Dresden sang sie im September 2009 eine Hauptpartie in der Uraufführung „Ut.Oper“ von Alexander Strauch und 2014 wirkte sie als „Emma“ in der Uraufführung „Karl May – Raum der Wahrheit“ von Manos Tsangaris mit. Im April 2010 gestaltete sie die erste Sopranstimme in Manfred Trojahns „Magnificat“, welches anläßlich der Wiedereröffnung des Kaiserdomes in Königslutter komponiert wurde. Zudem ist sie in Liederabenden und Oratorien- und Kantatenaufführungen zu hören.

Romy Petrick (Sopran)

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Ludwig Güttler

Ludwig Güttler zählt als Solist auf Trompete und Corno da caccia zu den erfolgreichsten Virtuosen seiner Generation. Durch seinen vielseitig angelegten Wirkungskreis hat er zudem ein weltweites Renommee als Dirigent, Forscher, Veranstalter und Förderer erworben. Nach dem Studium in Leipzig folgte Güttler als Solotrompeter dem Ruf des Händelfestspielorchesters nach Halle/Saale und von 1969 bis 1980 an die Dresdner Philharmonie. Lehraufträge führten ihn an das Internationale Musikseminar Weimar und als Professor an die Dresdner Musikhochschule.

Als Solist und Dirigent begeistert Ludwig Güttler im In- und Ausland. Mehr als 90 hoch gelobte Tonträger liegen vor und dokumentieren sein Wirken als Solist, Kammermusiker und Dirigent. Güttlers besonderes Interesse gilt seit den frühen 1980er-Jahren der Wiederbelebung der sächsischen Hofmusik des 18. Jahrhunderts. Seinen Forschungsleistungen ist es zu verdanken, dass die Konzertliteratur durch zahlreiche vergessene oder bisher unbekannte Werke dieser Epoche bereichert wurde. Güttler hat an der Neuentwicklung des Corno da caccia maßgeblich mitgewirkt. Er gründete 1976 das Leipziger Bach-Collegium, 1978 das Blechbläserensemble Ludwig Güttler sowie 1985 das Kammerorchester Virtuosi Saxoniae, deren Leiter und Solist er ist. Er musiziert mit seinen Ensembles sowie in der Besetzung Trompete/Orgel jährlich in ca. 100 Konzerten. Seit vielen Jahren spielen chorsinfonische Konzerte, die er leitet, und Gastdirigate eine zunehmend wichtige Rolle.

Für seine großartigen Leistungen wurde Ludwig Güttler oft ausgezeichnet. Als Vorstandsvorsitzender der Gesellschaft zur Förderung des Wiederaufbaus der Dresdner Frauenkirche erhielt er 1997 den ersten Nationalpreis der Deutschen Nationalstiftung. 2000 wurde er für seine Verdienste um das Werk Johann Adolf Hasses mit dem Claus Brendel Preis ausgezeichnet. Zu den Auszeichnungen der letzten Jahre zählen Champagne-Preis für Lebensfreude (2004), Deutscher Fundraising Preis, Sächsischer Steuerzahlerpreis und Mitteldeutscher Kommunikations- und Wirtschaftspreis Heiße Kartoffel (alle 2006), das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der BRD, Officer of the Order of the British Empire (OBE, ehrenhalber) sowie – 2017 – der Sächsische Verdienstorden.

Über seine zahlreichen Konzertverpflichtungen und Plattenproduktionen hinaus ist Ludwig Güttler als Initiator und künstlerischer Leiter von Musikfestivals erfolgreich. Neben der Musikwoche Hitzacker, die er bis 2015 leitete, hat er mit dem Festival Sandstein und Musik ein musikalisches Ereignis mit ins Leben gerufen und etabliert, das jedes Jahr Publikum aus dem In- und Ausland in die Sächsische Schweiz zieht und begeistert. Außerordentlicher Beliebtheit erfreuen sich Güttlers Konzerte in der Frauenkirche Dresden. Ende 2011 erschien Alexandra Gerlachs Biografie Ludwig Güttler: Mit Musik Berge versetzen beim Verlag Edel.