im Rahmen der 20. Polditzer Ladegastorgelwoche vom 15. – 22. Mai 2016
Robert Schumann (1810–1856), Missa sacra c-Moll, op. 147 (1853), zweite Fassung, für Sopran, Tenor, Bass, vierstimmigen Chor und Orgel, 1. Kyrie, 2. Gloria
Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847), Sonate op. 65, Nr. 6 d-Moll über den Choral „Vater unser im Himmelreich“ (1845), 1. Choral und Variationen, 2. Fuge (Sostenuto e legato), 3. Finale (Andante)
Felix Mendelssohn Bartholdy, Kantate „Christe, du Lamm Gottes“ (1827), MWV A 5
Johann Sebastian Bach (1685–1750), Orgelchoral „Schmücke dich, o liebe Seele“, BWV 654
Robert Schumann, Aus „Sechs Fugen über den Namen BACH für Orgel oder Pianoforte mit Pedal“, op. 60: Fuge Nr. 3 g-Moll „Mit sanften Stimmen“ (1845)
Robert Schumann, Missa sacra c-Moll, op. 147 (1853), zweite Fassung, für Sopran, Alt, Tenor, Bass, vierstimmigen Chor und Orgel, 3. Credo, 4. Offertorium, 5. Sanctus, 6. Agnus Dei
Ausführende
Gesine Adler, Sopran
Susanne Krumbiegel, Alt
Christoph Pfaller, Tenor
Gotthold Schwarz, Baß
Michael Schönheit, Orgel
Concerto Vocale
Gotthold Schwarz, Leitung
Eintritt: 12 €
„Von so wundervoller Klangwirkung“ – Zur Einführung
Mit der Übernahme seines Amtes als Musikdirektor der Stadt Düsseldorf gehörte es zu Robert Schumanns Aufgaben, auch geistliche Werke aufzuführen. Für ihn war dies ein willkommener Auftrag, betrachtete er die Musica Sacra in seinen letzten Lebensjahren doch als „das höchste Ziel“, welches ein Künstler anstreben sollte. Insofern war es nur folgerichtig, dass er schon im August 1850 dem Direktorium des Allgemeinen Musikvereins zu Düsseldorf seinen Plan einer Erstaufführung der Bachschen Johannes-Passion eröffnete. In gekürzter Fassung erklang sie am 13. April 1851 in einem Düsseldorfer Konzersaal. Zu Schumanns neuen Aufgaben gehörte auch die regelmäßige Darbietung von lateinischen Messen in zwei der städtischen Kirchen. Dies dürfte ihn motiviert haben, sich auch als Komponist dem Messordinarium zu widmen und eine eigenes Werk zu schaffen. Im Februar 1852 (innerhalb von zehn Tagen) hatte Schumann seine Missa sacra skizziert und nach kurzer Unterbrechung die Orchestrierung abgeschlossen. Bereits zwei Monate später begann er mit der Arbeit an seinem Requiem.
Im Rahmen einer liturgischen Feier ist die Messe zunächst nicht aufgeführt worden; Kyrie und Gloria erklangen jedoch im 7. Abonnementkonzert des Allgemeinen Musikvereins am 3. März 1853 unter seiner Leitung in Düsseldorf. Zu dieser Zeit befasste sich Schumann bereits mit einer Umarbeitung des Werkes für Chor und Orgelbegleitung. Dabei wurde dem Credo noch ein selbständiges Offertorium (Tota pulcha es, Maria) angefügt. Mit jener Neufassung wollte sich Schumann wohl an einem Kompositionswettbewerb für Messen und Motetten in England beteiligen. In dieser sehr selten aufgeführten Fassung erklingt das Werk im heutigem Konzert.
Bereits im Folgejahr litt Schuman den totalen seelischen und physischen Zusammenbruch. Johannes Brahms, der seit Herbst 1853 im Hause der Familie Schumann verkehrte, hat den schwer erkrankten Freund fortan in der Heilklinik zu Endenich noch regelmäßig besucht. Dort verstarb er im Alter von nur 46 Jahren.
Schumanns c-Moll-Messe blieb zunächst unveröffentlicht. Auf Betreiben seiner Frau Clara konnte das Werk erst acht Jahre nach seinem Tod (1862) publiziert werden. Über eine Teilaufführung in Aachen berichtete sie dem befreundeten Johannes Brahms schon im Jahr zuvor: „Du glaubst nicht, wie schön das alles klingt. Tief ergreifend ist das Kyrie und wie aus einem Gusse, im Sanctus einzelne Sätze von so wundervoller Klangwirkung, daß es einem kalt über den Rücken rieselt“. Eine gebührende Würdigung hat das tiefsinnige und eindrückliche Werk bis heute nicht erfahren.
Andreas Glöckner