Polditzer Orgelverein

Events

Abschlusskonzert

Orgelwoche
  • Date: 22. Mai 2016
  • Time: 17:00
  • Location: Kirche Polditz

im Rahmen der 20. Polditzer Ladegastorgelwoche vom 15. – 22. Mai 2016

 

> Süße Stille, sanfte Quelle <

Händels Deutsche Arien nach Texten Barthold Heinrich Brockes‘

Georg Friedrich Händel (1685 – 1759)

Sonate g-moll, op.1 Nr.6 für Violine und Basso continuo (HWV 364), Larghetto, Allegro
Künft‘ger Zeiten eitler Kummer stört nicht unsern sanften Schlummer, Ehrgeiz hat uns nie besiegt. (HWV 202)
Die ihr aus dunklen Grüften den eitlen Mammon grabt, seht, was ihr hier in Lüften für reiche Schätze habt. (HWV 208)
Singe Seele Gott zum Preise, der auf solche Weise alle Welt so herrlich schmückt! (HWV 206)
Trio in G-dur, op.2 Nr.4 für Flauto dolce, Violine und Basso cont. (HWV 389, London 1733), Larghetto, Allegro, Adagio, Allegro, Allegro
Meine Seele hört im Sehen, wie, den Schöpfer zu erhöhen, alles jauchzet, alles lacht. (HWV 207)
Süßer Blumen Ambraflocken, euer Silber soll mich lokken dem zum Ruhm, der euch gemacht. (HWV 204)
Flammende Rose, Zierde der Erden, glänzender Gärten bezaubernde Pracht! (HWV 210)
Sonate g-moll op.1 Nr.6 für Violine und Basso continuo (HWV 364), Adagio, Allegro
In den angenehmen Büschen, wo sich Licht und Schatten mischen suchet sich in stiller Lust Aug und Herze zu erfrischen. (HWV 209)
Das zitternde Glänzen der spielenden Wellen versilbert das Ufer, beperlet den Strand. (HWV 203)

Komposition für Spieluhren, arrangiert für zwei Lauten (HWV 600, 597 & 589), Präludium, Ein Flug der Engel, Aria, Gigue
Süße Stille, sanfte Quelle, ruhige Gelassenheit! (HWV 205)

 

Marie Friederike Schöder, Sopran

Batzdorfer Hofkapelle:
Xenia Löffler, Oboe und Blockflöte
Daniel Deuter, Violine
Bernhard Hentrich, Violoncello
Stefan Maass und Stephan Rath, Laute
Tobias Schade, Cembalo

Eintritt: 16 €

 

Solistischer Gesang von Frauen stellte zu Händels Zeiten bei aller Begeisterung für schöne Stimmen eher die Ausnahme dar. Eine gewichtige Rolle spielte das Pauluswort (1. Brief an die Korinther 14,34), häufig unzureichend, dafür aber weitreichend zitiert als Das Weib schweige in der Kirche. (Viel zutreffender wäre eine Übertragung des Altgriechischen als Die Frauen sollen in euern Versammlungen schweigen.)

Damit war Frauen auch in künstlerischen Belangen der Zugang zum offiziell wichtigsten Zweck der Musik, dem Gotteslob, verwehrt, und die Komponisten standen vor der schwierigen Aufgabe, bei vokaler Musik entweder auf die Hälfte des Einsatzbereichs für Stimmen zu verzichten oder für Knaben zu komponieren. Schließlich führte diese Entwicklung vor allem im 17. Jahrhundert zu massenhaften Kastrationen an Jungen im Alter von ca. 8 bis 12 Jahren, allein für Neapel werden 50.000 vermutet. Durch diese grausame Art blieben schöne Stimmen für Kirche und ebenso für Oper und Konzert erhalten und waren u.a. im Dresdner Hofgottesdienst noch bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts zu hören. Auch wenn der protestantisch aufgewachsene, in Italien zu Ruhm gelangte und ab 1710 in London lebende Händel sich in einer liberalen Stadt und Kirche befand; das Faszinosum der Kastraten war ein Kassenmagnet!

Nach seinen großen Erfolgen vor allem in der Oper erleben wir Händel mit den Deutschen Arien nach 17 Jahren Londoner rush hour ganz privat: Von wechselnden Soloinstrumenten begleitet, schildert der pietistische Text Heinrich Brockes‘ („Irdisches Vergnügen in Gott“ Hamburg, 1721) aus seiner deutschen Heimat Sanfte Stille und Ruhige Gelassenheit. Ob sich das Händel selbst mehr wünschte? Meine Seele hört im Sehen ist da schon fast visionär, die letzten Lebensjahre war Händel praktisch blind.

Es sollte sein einziger Ausflug in dieses Genre bleiben: Als komponierender Musikunternehmer wendet er sich bald wieder großformatigen Bühnen- und Orchesterwerken zu. Uns verbleiben daraus Melodien, die in der umrahmenden Kammermusik nachklingen.

B.H.